Hugo

Expressionismus

Der Expressionismus entstand zu Beginn des 20. Jahrhunderts in der Nachfolge des Impressionismus. Die expressionistischen Künstler malten ihr inneres Gefühl, welches das Motiv in ihnen auslöste. Sie benutzten starke und kontrastreiche Farben und vereinfachten Formen.

Wie auch andere neue Kunstbewegungen wurde dieser Stil zunächst von der Gesellschaft kritisiert. Es entstanden Vereinigungen von jungen expressionistischen Künstlern. In Dresden entstand 1905 die "Brücke" und in München 1911 "Der blaue Reiter". Diese kämpften beide vor allem für die Erneuerung der Kunst. Mitglieder der Brücke waren Erich Heckel, Ernst Ludwig Kirchner, Karl Schmidt-Rottluff, Max Pechstein, Emil Nolde und Otto Mueller. Wassily Kandinsky, Paul Klee, Franz Marc, August Macke waren Mitglieder der Vereinigung "Der blaue Reiter".

Die grossen blauen Pferde

Die grossen blauen Pferde, Franz Marc, 1911, 106×181 cm

Im Vordergrund in dem Gemälde von Franz Marc stehen drei blaue Pferde. Die Landschaft ist sehr bunt, nur die zwei Baumstämme sind weiss und farblos. Die Farben und Formen entsprechen nicht der Wirklichkeit. Die Stimmung wirkt träumerisch und harmonisch. Franz Marc hatte eine Theorie zu den Farben, welche er Auguste Macke in einem Brief am 12. Dezember 1910 schildert. Die Farbe Blau steht bei ihm für die Männlichkeit.

„Ich werde Dir nun meine Theorie von Blau, Gelb und Rot auseinandersetzen,
die Dir wahrscheinlich ebenso ›spanisch‹ vorkommt wie mein Gesicht
Blau ist das männliche Prinzip, herb und geistig.
Gelb das weibliche Prinzip, sanft, heiter und sinnlich.
Rot die Materie, brutal und schwer und stets die Farbe, die von den anderen beiden bekämpft
und überwunden werden muss!
Mischst Du z.B. das ernste, geistige Blau mit Rot, dann steigerst Du das Blau bis zur
unerträglichen Trauer, und das versöhnende Gelb, die Komplementärfarbe zu Violett, wird
unerlässlich. (Das Weib als Trösterin, nicht als Liebende!)
Mischst Du Rot und Gelb zu Orange, so gibst Du dem passiven und weiblichen Gelb
eine ›megärenhafte‹, sinnliche Gewalt, dass das kühle, geistige Blau wiederum unerlässlich wird, der
Mann, und zwar stellt sich das Blau sofort und automatisch neben Orange, die Farben lieben sich.
Blau und Orange, ein durchaus festlicher Klang.
Mischst Du nun aber Blau und Gelb zu Grün, so weckst Du Rot, die Materie, die ›Erde‹, zum
Leben, aber hier fühle ich als Maler immer einen Unterschied: Mit Grün bringst Du das ewig materielle,
brutale Rot nie ganz zur Ruhe, wie bei den vorigen Farbklängen. (Stelle Dir nur z.B. kunstgewerbliche
Gegenstände vor, grün und rot!). Dem Grün müssen stets noch einmal Blau (der Himmel) und Gelb
(die Sonne) zu Hilfe kommen, um die Materie zum Schweigen zu bringen.“

Brief Marcs an Macke vom 12. Dezember 1910 [1]


[1] aus dem Buch "Franz Marc, August Macke, Briefwechsel, 1910-1914" zitiert von http://www.zeno.org/Kunst/M/Marc,+Franz/Briefe/August+Macke+und+Franz+Marc%3A+Briefwechsel/Briefwechsel+1910-1914/Franz+Marc+12.12.1910 eingesehen 10.10.14