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Gegenüberstellung mit Werken bekannter Maler

Oskar Kokoschka 1886-1980

Kokoschka

Oskar Kokoschka ist ein bekannter Österreichischer Maler und Schriftsteller und war ein Vertreter des Expressionismus. Seine Jugend verbrachte Oskar Kokoschka in Wien, später war er über verschiedene Abschnitte seines Lebens in Prag, Dresden, Paris und England. Teilweise war er auf der Flucht vor Nationalsozialisten in Deutschland und Österreich. Nach Paris ist Kokoschka aber gezogen, um seiner Arbeit als Künstler nachzugehen. 1980 starb er im Alter von 94 Jahren in Montreux, Schweiz.

Hugo Happle war ein grosser Verehrer von Oskar Kokoschka. Er hat sich teilweise auch Motive ausgesucht, welche Kokoschka schon gemalt hatte. Hugo Happle war es aber immer sehr wichtig, seine eigene Note in das Bild zu bekommen und keine Kopie zu schaffen. So hat er Freiburg, wie auch das Kolosseum in Rom aus einer anderen Perspektive gemalt. Verwendete Farben und sein Malstil sind auch von dem von Oskar Kokoschka zu unterscheiden. 1958 wurde Hugo Happle persönlich von Oskar Kokoschka eingeladen, an seinem Malkurs an der „Schule des Sehens“ teilzunehmen. Dies steigerte sein künstlerisches Selbstvertrauen sehr.

Kokoschka
HugoHapple

Freiburg, 1964, Oskar Kokoschka, (Öl auf Leinwand, 90x120 cm)

Freiburg (Blick vom Regierungspräsidium), 1964, Hugo Happle (Acryl, 90x120cm)

Oskar Kokoschka hat den Stadtkern von Freiburg vom Schwabentor aus gemalt, also vom Rand der Altstadt aus, in warmen, bräunlichroten Tönen und mit etwas verschwommenen Umrissen. Der Himmel ist ruhig. Das Münster ist zu sehen, die Spitze des berühmten Turmes wird vom oberern Rand abgeschnitten. Das war auch der Grund, wieso die Stadt Freiburg das Bild nicht von Oskar Kokoschka kaufen wollte, als er es ihr zu einem Freundschaftspreis anbot. Man meinte, ohne vollständiges Münster wäre es nicht mehr Freiburg. Diese Ablehnung hat Hugo Happle und viele andere Kunstfreunde sehr empört, und die Stadt bereut heute sicherlich den Beschluss, da der Wert des Gemäldes sehr viel höher ist, als was sie dafür hätte zahlen müssen. Heute ist das Bild in Privatbesitz, hängt aber als Leihgabe im Freiburger Museum für Neue Kunst.

Karte

Hugo Happle hat die Stadt im gleichen Jahr wie Oskar Kokoschka gemalt. Als Standort hat er das Dach des Regierungspräsidiums gewählt, gleich neben dem Theater, damals dem einzigen Hochaus in der Nähe des Altsstadtkerns. Von dort hat man einen guten Blick über den die Stadt und über den Schwarzwald, der für Kokoschka kein Thema war. In Happles Bild spielt die Natur - und damit die Farbe grün - eine grosse Rolle, während auf Kokoschkas Bild gerade mal ein Baum zu sehen ist. Das Münster ist am linken Bildrand, der Turm in seiner vollen Grösse zu sehen, ja er wirkt sogar grösser, als er vom Standpunkt des Betrachters aus gesehen eigentlich sein dürfte. Happle hat viele leuchtende Farben benutzt, das Bild ist ausgesprochen bunt. Links im Bild ist die Stadt spannend und farblich betont, rechts wo die Stadt eher unspektakulär ist, hat Hugo Happle dafür die Farbigkeit des Himmels stärker betont.
Hugo Happle hat einen grösseren Blickwinkel gewählt, deshalb gibt er auch einen grösseren Teil der Stadt wieder. Oskar Kokoschka zeigt nur einen relativ schmalen Ausschnitt.
Siehe mehr unter: Vergleich mit Fotos

Kokoschka
HugoHapple

Rom, Kolosseum, 1949, Oskar Kokoschka, (Öl auf Leinwand, 80x100 cm)

Rom, Kolosseum, 1966, Hugo Happle, (Acryl, 49x67 cm)

Karte

Kokoschka hat für das Gebäude viele warme gelbliche Farben benutzt, so steht das ganze Kolosseum im Sonnenschein, ebenso wie der antike Triumphbogen am rechten Bildrand. Er gibt dem Beobachter, durch die Wahl des Blickwinkels, einen Einblick in die Ruinen des Kolosseums. Vor dem Kolosseum stehen Leute auf dem Platz und im Vordergrund links sieht man eine schlanke Zypresse. Der Himmel ist in verschiedenen Farbtönen gemalt, blau-violett und zum Teil gelblich und rötlich.

Hugo Happle hat im Gegensatz zu Kokoschka viele verschiedene starke Farben benutzt und so hat er viel mehr farbliche Kontraste erlangt. Es gibt also einen ähnlichen Gegensatz wie wir ihn bei dem Vergleich der beiden Freiburgbilder festgestellt haben. Die rot-weisse Mauer im Vordergrund steht z.B im Kontrast zu dem Himmel. Hugo Happle hat das Kolosseum von der "heilen" Seite gemalt, eine grosse befahrene Strasse ist im Vordergrund, die Via Labicana. Er scheut sich also nicht, das antike Bauwerk mit dem modernen hektischen Verkehr zu konstrastieren. Zu beachten sind die zwei Zypressen rechts im Bild, die sich dunkel gegen den Himmel abzeichnen. Hugo Happle hat auch hier bunter gemalt. In der Darstellung des Himmels gibt es jedoch eine gewisse Ähnlichkeiten.

Paul Cézanne (1839-1906)

Cezanne

Paul Cézanne gehörte zum Umkreis der Impressionisten. Er verbrachte sein ganzes Leben in Frankreich, hauptsächlich in Aix-en-Provence und teilweise auch in Paris. Seine Gemälde wurden von vielen Zeitgenossen verspottet und kritisiert, weil sie der zeitgenössischen Norm nicht entsprachen. Seine Werke wurden vor allem von anderen Künstlern wie Monet und Renoir gekauft. Er wurde von seinem Vater finanziell unterstützt und nach dessen Tod wurde er als dessen Erbe ein reicher Mann. Erst gegen Ende seines Lebens wurde Cézanne ein anerkannter Maler.

Happle und Cézanne waren sehr verschiedene Maler. Sie lebten in verschiedenen Generationen und in verschiedenen Zeiten der Kunstentwicklung. Ob es Hugo Happle bewusst war, dass der bekannte Maler Cézanne denselben See 80 Jahre zuvor auch gemalt hatte, wissen wir nicht.

Cezanne
HugoHapple

Le lac d'Annecy, 1896, Paul Cézanne, (Öl, 65x81 cm)

Le lac d'Annecy, 1976, Hugo Happle, (Acryl, 49x67 cm)

Das Bild von Cézanne ist impressionistisch. Im Hintergrund ist ein Gebirge (französische Alpen) davor steht ein Gebäude(Château de Duingt) am See. Links im Vordergrund steht ein Baum. Grün-bläuliche Farben domminieren das Bild. Im See spiegeln sich das Gebäude und die am Ufer stehenden Bäume. Es ist kein Himmel zu sehen. Das Spiel mit den Gegenständen in verschiedenen Entfernungen, wie der Baum ganz nah und das andere Ufer mit dem Schloss im Hintergrund, gibt dem Bild Tiefe (der Baum links vorne wirkt als Repoussoir, d.h. wie eine Kulisse, an der vorbei man in die Tiefe schaut). Die Pinselführung, besonders bei den Bergen ist eher eckig und hart.

Es ist klar, dass Hugo Happle nicht an der gleichen Stelle stand wie Cèzanne, das Schloss von Duingt nicht zu sehen ist. Im Hintergrund sieht man die französischen Alpen, wie schon bei Cézanne. Aber im Gegensatz zu Cézanne ist auch ein ganzes Stück Himmel zu sehen. Vor den Bergen liegt der See und links im Vordergrund stehen einige Bäume, deren Repoussoir-Wirkung aber nicht so stark sind wie bei Cézanne. Happle sieht das gegenüberliegende Ufer mehr aus der Ferne, während Cézanne den Hintergrund gewissermassen herangezoomt hat. Hugo Happle hat mehr Farben benutzt und demzufolge mehr farbliche Kontraste in seinem Bild. Er hat Farben gewählt, die der Wirklichkeit eher entsprechen als diejenigen von Cézanne. Der See scheint sehr hell und grünlich. Cézanne hat den See auch leicht grünlich gemalt, wenn auch nicht so extrem wie Hugo Happle. Diese Übereinstimmung weist darauf hin, dass der See wahrscheinlich tatsächlich einen grünlichen Schimmer hat.

August Macke (1887-1914)

Macke

August Macke gehört zu den berühmtesten expressionistischen Malern. Er nahm an den Ausstellungen des Blauen Reiters teil, einer Organisation moderner, expressionistischer Maler. 1914, zu Beginn des ersten Weltkrieges löste sich die Vereinigung auf, da die Künstler in den Krieg zogen oder in ihr Heimatland zurückkehren mussten. So stirbt Macke jung 1914 in einer Schlacht südlich von Perthes-les-Hurlus in der Champagne.

Macke und Hugo Happle waren sehr verschiedenartige Künstler. Macke ist ganz klar den Expressionisten zuzuordnen. Hugo Happle dagegen, hat seinen eigenen Malstil, der nicht einer bestimmten Richtung zuzuordnen ist. Hugo Happle malt impressionistisch, expressionistisch und teilweise ganz anders. So gibt es Bilder, welche, trotz den verschiedenen Stilrichtungen der Künstler im Allgemeinen, vergleichbar sind.

Macke
HugoHapple

Helles Haus, 1914, August Macke

Kap Sunion (Griechenland), 1957, Hugo Happle, (Acryl, 36x48 cm)

Zentral im Bild Helles Haus von August Macke steht ein helles Haus mit einem rotem Dach. Es ist eine Aquarellzeichnung. Das gesamte Bild ist aus verschiedenen einfarbigen Flächen zusammengesetzt. Die Farben tendieren zu hellen Tönen. Die linke Ecke oben und rechte unten sind beide hell, die anderen zwei Ecken sind dunkler und auch die Standebene des Hauses wird von kräftigeren Farben dominiert. Dies gibt dem Bild eine gewisse geometrische Symmetrie. Ein paar Pflanzen lockern die ansonsten strikte Geometrie auf. Macke hat sich auf das Licht und auf die Farben konzentriert.

Auch im Bild Hugo Happles steht ein helles Haus im Mittelpunkt. Im Hintergrund ist auf dem Meer ein Boot zu sehen. Der Himmel ist sehr hell, ein helles Blau geht ins leichte Gelb über. Der Boden im Vordergrund wechselt zwischen grau, blau und ein bisschen gelb. Wie bei Macke ist das gesamte Bild sehr hell und auch die gewählten Farben sind ähnlich. Doch bei Hugo Happle fehlt die Symmetrie, und es fehlt auch die flächenhafte Einteilung der Farben.

Bei diesem Bildvergleich geht es vor allem um die Darstellung des Lichtes am Mittelmeer. Macke malte sein Bild auf einer Reise nach Tunis, Hugo Happle bei seinem ersten Aufenthalt in Griechenland, 40 Jahre nach Macke.

Claude Monet (1840-1926)

Monet

Claude Monet war ein französischer Maler. Seine ersten Werke waren noch realistisch gemalt, doch berühmt ist Claude Monet als impressionistischer Maler. Er benutzte das Licht um verschiedene Stimmungen festzuhalten, oft malte Claude Monet das wiederholt gleiche Motiv zu verschiedenen Tageszeiten. Die gesamte Malstilepoche bekam ihren Namen nach einem von ihm gemalten Gemälde „Impression, soleil levant“. Zu seinen Lebzeiten hatte Claude Monet oft finanzielle Probleme, die impressionistischen Bilder waren schwer zu verkaufen. Erst ab 1883 stieg die Anerkennung fürs Monets Werke. In Giverny, in der Nähe von Paris, legte er seinen eigenen Garten an, aus dem viele seiner Bildmotive stammten, besonders die Brücke und die Seerosen. Ab 1908 litt Monet an Grauem Star. Einige Jahre vor seinem Tod wurde er operiert und bekam wieder ein gutes Sehvermögen, er litt jedoch an Depressionen. 1926 starb Claude Monet in Giverny. Sein Familienleben und seine Malweise warden in dem schwedischen Kinderbuch “Linnea im Garten des Malers” von Christina Björk und Lena Andersson sehr anschaulich geschildert.

Impression
HugoHapple

Impression Sonnenaufgang, Claude Monet, 1872, (Öl auf Leinwand, 48x63 cm)

Piraeus (Blick zur Insel Ägina, Griechenland), 1981, Hugo Happle, (Acryl, 49x67 cm)

Das Bild Impression, soleil levant von Claude Monet hat, der ganzen Stilrichtung des Impressionismus ihren Namen gegeben. Man sieht eine Wasserfläche, dar über einen Morgenhimmel mit glutrot aufgehender Sonne die sich im Wasser spiegelt und einen Lichtstreifen bildet. Ganz verschwommen kann man im Dunst des frühen morgens Hafenanlagen mit rauchenden Schornsteinen, Kränen und Schiffen sehen. Im Vordergrund schwimmen zwei kleine Boote mit Menschen darin, aber die sind sicher nicht die Hauptsache. Es geht Monet viel mehr um die Wiedergabe von Licht und Atmosphäre eines frühen Morgens am Wasser.

Das Motiv ist bei Hugo Happle ganz ähnlich: die Erscheinung der Sonne über dem Meer und die Spiegelung in Form eines Lichtstreifens. Die Hafenanlagen rechts und links sind etwas deutlicher zu sehen als bei Monet, da sie farblich vom Wasser abgesetzt sind. Als motivischen Unterschied kann man in der Mitte des Hintergrundes einen Berg ausmachen. Auch Happle geht es um die Wiedergabe von Licht und Atmosphäre, das Bild wirkt aber in seiner Symmetrie viel “konstruierter“ und erinnert in seinen Farbgegensätzen an expressionistische Bilder.

Eine ähnliche expressive Gestaltung eines bei den Impressionisten beliebten Themas finden wir bei dem Motiv der Felsen von Etretat an der normannischen Küste. Auch hier ist der Himmel eher expressionistisch, und auch die Farben des Bildes sind insgesamt kontrastreicher als bei Monet. Während die Impressionisten den markanten Felsbogen eher aus der Nähe zeigten und ihn damit zum eigentlichen Thema machten, ist bei Happle die Weite der Landschaft wichtig.

Etretat
HugoHapple

La falaise d'Étretat, soleil couchant, 1883, Claude Monet, (55,2x80,6 cm)

Etretat, Normandie, Frankreich, 1984, Hugo Happle, (Acryl, 48.5x66 cm)

Schlussfolgerung

Alle diese Beispiele zeigen, dass Hugo Happle ein aufmerksamer Beobachter der sogenannten Klassischen Moderne war, dass er sich von ihr immer wieder anregen liess, sie aber nie sklavisch nachahmte, sondern immer wieder eigene Wege fand.